Capital Struggle_Projektvorhaben 2020/21
„Versteh ich mich richtig? Hallo? Wer sind Sie, was wollen Sie und warum?“
Das Hinterfragen ist in den Hintergrund geraten, das Dahinter ist irrelevant. Nur das, was man sieht ist das Kapital, was Du fühlst kannst Du nicht posten, leg die Luftmatratze in den Strom, passt schon.
Dabei passt ganz oft gar nichts, nicht mehr, denn der Wandel ist immer da, jeden Morgen und jeden Abend, in uns, um uns. Doch das ist anstrengend, das ewige reflektieren und beobachten. Mach doch einfach wie immer, das war doch immer ok.
Ja genau ok… Doch dann steckste fest in Dingen, die Dir fremd geworden sind, in nem Pulli, der Dir nicht mehr passt, und gegen Dein Leibgericht bist Du inzwischen allergisch.
Dann brodelt es los, tief im Inneren, Du wirst grantig und weißt nicht wieso, und dann trommelt die Sehnsucht an Deine Nasenscheidewand, weil die Luft schwer und schmutzig ist. __
Es geht um Sehnsüchte, ausgelöst vom Großstadtleben, Sehnsucht nach Ruhe, Freiheit, Weite. Es geht um die Frage nach dem Ort, die Frage nach allem. Warum, wieso, wo, wann? Wie im falschen Körper ist man am falschen Ort. Wie wirkt sich die Umgebung auf die Kunst aus? Berlin als rastlose Stadt der Extreme, immer laut, nie leise, immer unterwegs zum nächsten Ding. Dazwischen alles vollgestopft mit Kunst und Kultur, ganz Beuys-Like ist hier jeder ein Künstler mit Projekt und Flyer. Immer nur Input, bis es aus allen Poren quillt. Berlin lässt selten locker, pumpt rein, was geht, bis man zu platzen droht. Fokus finden und halten ist die daily challenge und wird zur Herausforderung für die eigene Arbeit. Vorm Atelier die Autobahn, dahinter ein Bahngleis. Überm Dach kreist der Hubschrauber und sucht Verbrecher. Im Keller wohnt ein Techno-Club und der Hausmeister klopft jeden Tag und bringt die Post. Tausend Zettel am Tag, denn man ist eingeladen zur Eröffnung der Hölle.
Die Arbeit wird stoisch, womöglich manisch, getrieben. Am liebsten würde man sich die Augen verbinden und die Ohren zuhalten, doch der eigene technische Anspruch will einen geraden Strich. Dann wird gemalt was man sehen, hören oder fühlen will. Dann hört man das Meer rauschen und die Vögel singen. Man sieht die Natur, Weite, positive Leere und findet ein Foto von sich und dem, wonach man dürstet.
Doch macht man die Augen wieder auf, ist Berlin immer noch da, hat gewartet vorm Haus und ein Nickerchen gemacht auf einer alten Matratze – „zu verschenken“. Ja, denn niemand braucht hier eine Matratze, hier ist man immer wach, die Gedanken spinnen und gröhlen. Dann musst Du wieder vor irgendeinem Club in der Schlange stehen, mit der U8 fahren und Dich durch Drogendealer drängeln. Dabei willst Du nur arbeiten und der Stadt am liebsten entgegenbrüllen, sie solle doch bitte einfach mal die Fresse halten.
Was macht es mit mir? Mit meiner Arbeit? Dieses Zerren und dagegen ankämpfen wollen, wo führt das hin?