Ausstellungstext_Kati von Schwerin „CLOUDY MIRROR“
Cloudy Mirror @ Galerie Z22 | Zähringerstr. 22, Berlin 10707 Vernissage: 28. September 2022 | 19 Uhr Ausstellungsdauer: 28. September 2022 – 08. Oktober 2022
Die Ausstellung „Cloudy Mirror“ von Kati von Schwerin in der Galerie Z22 / Wilmersdorf will den Besucher*innen – wie schon im Titel angemerkt – einen Spiegel vorhalten und mit Hilfe der präsentierten Arbeiten dazu anregen, das individuelle Tun und Sein und den vorskizzierten Lebensentwurf zu überdenken. In Anlehnung an Albert Camus’ der Fall will von Schwerin die Betrachter*innen auffordern, zu überprüfen, ob die eigenen Träume und Ideale im gegenwärtigen Lebenskonzept noch Platz haben und Glückseligkeit noch das ernannte Ziel ist.
„“Du willst ein anständiges Leben? Wie jeder andere auch?“ Selbstverständlich sagt man ja. Wie denn auch nicht!“ (aus Camus „Der Fall“).
„Aus meiner Sicht ist es elementar wichtig, dass jeder/jede einzelne im Rahmen der eigenen Möglichkeiten, Glückseligkeit zum Ziel erklärt, das man sich freistrampeln sollte von den Dingen die Beschweren. Doch noch davor steht die Erkenntnis der eigenen Träume und Bedürfnisse, und der Mut zum Wandel. Und das ist keineswegs ein einfaches Unterfangen und bedarf vielleicht ein wenig Hilfestellung, denn das Hinterfragen ist in den Hintergrund geraten, das Dahinter ist irrelevant. Nur das war man sieht ist das Kapital, was man fühlt kann man nicht posten – leg die Luftmatratze in den Strom, passt schon.
Dabei passt ganz oft gar nichts, nicht mehr, denn der Wandel ist immer da, jeden Morgen und jeden Abend, in uns, um uns. Doch das ist anstrengend, das ewige reflektieren und beobachten. Mach doch einfach wie immer, das war doch immer ok.
Ja genau „ok“… Doch dann steckt man fest in Dingen, die fremd geworden sind, in nem Pulli, der nicht mehr passt, und gegen das einstige Leibgericht ist man inzwischen allergisch.
Dann brodelt es los, tief im Inneren, man wird grantig und weiß nicht wieso, und dann trommelt die Sehnsucht an die Nasenscheidewand, weil die Luft schwer und schmutzig ist. Und dann ist es oft am einfachsten aufzuhören mit dem reflektieren und stattdessen mit dem Finger auf jemand anderen zu zeigen. „Du bist schuld.“ Denn irgendjemand muss ja schuld haben, dass man nicht glücklich ist und die Träume nur Seifenblasen sind. Dabei ist niemand schuld. Doch man selbst muss sich wahrnehmen, um zu erkennen, ob man noch an dem Ort ist, an dem man sein will, mit DIESEN Menschen und DIESEM Job und DIESEM Lebensentwurf, den man sich irgendwann mal zusammenskizziert hat. Bleibt man hängen und hat nichts weiter als den „cloudy mirror“, in dem man nicht sehen kann, wer man eigentlich ist und welche Gabe und Aufgabe man hat, dann ist man weder für sich selbst, noch für seine Mitmenschen eine Freude.
Und auch wenn ich die Kunst oft ein bisschen verfluche, weil sie mir als Künstlerin mindestens so viel abverlangt, wie ihrem Betrachter/ihrer Betrachterin, und ich sie zuweilen als irrational, unverständlich und viel zu oft pures Kalkül beschimpfen mag, kann sie etwas leisten, was nur wenige können: der Gesellschaft als Spiegel dienen, als ständige Frage, als Mittel zum Austausch und zum Reflektieren. Sie kann behutsam schubsen, aufwecken und lieblich anschreien, sie ist wunderschön und der tiefste Abgrund, in den man blicken kann, um ins Zwiegespräch zu kommen.
AUSSTELLUNGSTEXT „CLOUDY MIRROR“ 2022 | DEUTSCH | PDF
Kati von Schwerin | Presseinfo_„was klar ist“
„ART IS AN IDIOT“ sagt die Künstlerin Kati von Schwerin und geht mit der Kunst hart ins Gericht. „Kunst ist irrational, unverständlich, viel zu oft pures Kalkül, wunderschön oder der tiefste Abgrund.“ Doch Künstlerin sein, ist für Kati von Schwerin keine Entscheidung, keine Berufswahl, sondern vielmehr angeboren und auferlegt. Und die Mission ist klar: Kunst muss der Gesellschaft dienen, als Spiegel, als
ständige Frage, als Mittel zum Austausch und zum Reflektieren. Kati von Schwerin will genau das: das HINTERFRAGEN beim Betrachter anregen. „“Wer bist Du? Wo bist Du und mit wem? Was machst Du und warum? Erkläre mir Sehnsucht in einem Satz! Träumst Du auch am Tag?“ Diese Fragen stelle ich, denn zu viele Menschen hasten durch den Tag, mechanisch, irgendwem oder irgendwas ergeben, ohne ihr eigenes Glück zu suchen, denn „Du kannst nicht alles haben!“. Doch kannst Du!“
Kati von Schwerin lebt in Berlin, ihrer einstigen großen Liebe und bemerkte nicht zuletzt auch durch ihre Kunst, dass diese Liebe langsam erlischt. Eine Thematik, die sie künstlerisch manifestiert und eben hinterfragt, warum Berlin das Gemüt beschwert. „Wie andere im falschen Körper fühle ich mich am falschen Ort. Wie wirkt sich meine Umgebung auf die Kunst aus? Berlin ist getrieben, rastlos – eine Stadt der Extreme: immer laut, nie leise, immer unterwegs zum nächsten Ding. Dazwischen ist alles vollgestopft mit Kunst und Kultur, ganz Beuys-Like ist hier jeder ein Künstler mit Projekt und Flyer. Immer nur Input, bis es aus allen Poren quillt. Berlin lässt selten locker, pumpt rein, was geht, bis man zu platzen droht. Fokus finden und halten, ist die daily challenge und wird zur Herausforderung für die eigene Arbeit. Vorm Atelier die Autobahn, dahinter ein Bahngleis. Überm Dach kreist der Hubschrauber und sucht Verbrecher. Im Keller wohnt ein Techno-Club und der Hausmeister klopft jeden Tag und bringt die Post. Tausend Zettel am Tag, denn man ist eingeladen zur Eröffnung der Hölle.“
„Man kann nicht alles haben“ und „Irgendwann mache ich das mal“ sind die Glaubenssätze, die Kati von Schwerin verbannen will. Und so verknüpft sie Sehnsucht mit Realität, denn man sollte sofort alles
versuchen, um das Glück zu finden und zu erkennen, wenn man es da, wo man gerade ist nicht finden kann. Denn auch das ist und kann Kunst: Bei der Suche nach dem Glück hilfreich zur Seite stehen, Impulse geben, und an der Vernunft vorbei Herz und Seele streicheln.
Also liegt der Fokus von Kati von Schwerins Arbeit im Aufsprengen der gewohnten Muster. Das Bekannte wird zerteilt, bewertet und zu etwas Neuem zusammengefügt. Das Gängige, das was „sich immer bewährt hat“, wird in Frage gestellt und geprüft, denn viel zu oft bleibt man in Strukturen hängen, die blockieren, anstatt voranzubringen.
Kati von Schwerin studierte nebst Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf (Meisterschülerin von Markus Lüpertz), zudem Philosophie in Düsseldorf und Berlin und widmete sich dabei vorrangig anthropologischen und kulturellen Themen, indem sie die Legitimation des Künstlers innerhalb der Gesellschaft hinterfragte oder die Selbstreflexion unter die Lupe nahm. Der kritische Unterton, der sich als roter Faden durch von Schwerins Werk zieht, kommt also nicht von ungefähr und soll vor allem dafür sorgen, dass der Betrachter gefordert wird, darüber nachzudenken, wer man ist und wer man gerne sein will. Kati von Schwerin lebt und arbeitet in Berlin, und hat neben ihrer künstlerischen Tätigkeit zudem inzwischen zwei Musik-Alben veröffentlicht, betreibt den wöchentlich erscheinenden Podcast „Derby WG“ und schreibt als freie Autorin fürs Titanic Magazin. 2021 erscheint ihr erster Roman.
PRESSEINFO AUSSTELLUNG „WAS KLAR IST“ 2021 | DEUTSCH
„Inspired by the riot“
“Das kann man doch so nicht machen, Kati!“ – „Oh, doch!“ Die Berliner Singer/Songwriterin Kati von Schwerin nutzt ihr neues Album als Befreiungsschlag – und schafft dabei noch so viel mehr. VON LINUS VOLKMANN.
Ich habe Kati von Schwerin bislang noch nicht getroffen. Nach dem Hören ihres zweiten Albums, nach dem Hören von „Inspired by the riot“ frage ich mich allerdings, warum weiß diese Frau so viel über mich?
Denn selbst wenn sie eine verrückte Stalkerin wäre – was sie nicht ist – selbst dann hätte sie doch sicher Besseres zu tun, als meine Gefühlslage so detailreich zu protokollieren. Nun, die Antwort liegt auf der Hand: Kati von Schwerin hat so unglaublich intime Songs geschaffen, dass man eben zusammenzuckt, zusammenzucken muss. Man fühlt sich von ihnen so sehr gemeint, dass es fast schmerzt. Musik ist immer dann am besten, wenn sie Werkzeug ist, um Distanzen zu verringern. Distanz zwischen Künstler und Publikum, Distanz zwischen Hörer und den eigenen Emotionen. Nur ganz wenige Platten sind aber in der Lage, jegliche Distanz aufzuheben. „Inspired by the riot“ gehört für mich definitiv dazu. 2016 erschien von Schwerins erstes Album, „Remedy“. Durchzogen von starker Innerlichkeit, ätherisch und dem Liebeslied verschrieben. Ein wenig Elfe mit starker Stimme. Keine Ahnung, was in der Zeit danach geschehen ist mit der Wahl-Berlinerin, deren Adelstitel übrigens keinen Künstlernamen darstellt, sondern tatsächlich echt ist. Die feine Dame! Jedenfalls hat sie sich zwar dieses sehr Persönliche in ihrem Songwriting bewahrt, die große Stimme sowieso, aber alles wirkt offensiver jetzt. Selbst spricht sie dahingehend von einem „Stinkefinger“, einem „Fuck off“ an die ganzen Musikbusiness-Gralshüter, denen sie mit dem ersten Album begegnen durfte. Die ganzen Mansplaning-
Besserwisser, auf die man an jedem verdammten Checkpoint trifft und die einem das Pop-Business verleiden können. Kati von Schwerin indes hat die Herausforderung angenommen. Ihre Kunst will all denen, die angepasste, ewig gleiche Frauenrollen im Game reproduziert sehen wollen, nicht genügen, sie will sie viel mehr wegfegen. „Inspired by the riot“ eben. Das musikalische Mittel dabei ist wunderbar subtile, aber stets pointierter Gitarren-Folk – oder meinetwegen auch Kammermusik-Pop. Alles fein komponiert, detailreich arrangiert und immer mit Blick auf die jeweilige Stimmung des Songs umgesetzt. Große Gesten machen natürlich was her in der Musik, aber hier sind es gerade auch eben jene Details, die das Album so nachhaltig aus dem sonstigen Trott des Genres herauszuheben vermögen. So ist das ganze Album letztlich eine Summe von ganz vielen solcher kleinen großen Momente. Es geht von „The Power Above“, der ersten Single, bis zu den düsteren Collage „Black“. Wer sich für Musik begeistern kann, die einen anfasst, streichelt und auch mal durchschüttelt, wird hier ganz viel erleben. Mir ist schon ganz schwindelig. Aber ich will sofort noch mal fahren.
PRESSEINFO LINUS VOLKMANN „INSPIRED BY THE RIOT“ 2018 | DEUTSCH | PDF
Kati von Schwerins künstlerische Arbeit charakterisiert sich vor allem dadurch, dass sie zwischen den klaren Strukturen der Popart und einer intellektuell aufgeladenen Inhaltsebene hin- und hergerissen zu sein scheint, und sich grundsätzlich für nichts entscheiden kann und will. Sie ist verkopft und ein bisschen schizophren, da sie eine bloße Ästhetik nicht zulässt, und dennoch einen hohen technischen Anspruch erhebt. Und auch der Malgrund wird derart behandelt bzw. ausgewählt: der feine Porträtstoff, penibelst auf Holzleisten aufgezogen, steht allzu oft im kontroversen Dialog mit bemalbaren Oberflächen jeglicher Art.
Die ewig nagende Frage nach der Legitimation des Künstlers innerhalb unserer Gesellschaft, seiner Funktion als Sprachrohr, und der daraus resultierenden Hass-Liebe zur Kunst sind die immer wiederkehrenden Themen, die in der akribischen Untersuchung des künstlerischen Tuns, und schließlich in zynischer Ironie ihre Manifestation erleben.
Selbstporträts sind im Zuge dessen ein fester Bestandteil des Oeuvres geworden, um sich einerseits selbst in der Künstlerrolle zu beobachten, und um andererseits den Betrachter in die Rolle des zu Betrachtenden zu verweisen. Der Betrachter als Wesen, welches man braucht und will, und auf der anderen Seite irgendwie verabscheut, weil es die Kunst leerzugucken scheint, auf Vernissagehäppchen schielt, und rezipierende Anstrengung irgendwie zu vermeiden versucht.
Der Betrachter soll (heraus)gefordert und zum Mitdenken bewogen werden. Das bloße Schauen, und sich von Formen und Farben anregen zu lassen, ist schnöde Lethargie und nichts als Bequemlichkeit.
Bequemlichkeit und Kunst ist ein ungleiches Paar, sagt Kati von Schwerin, weshalb sie stets vermeidet, an einer bestimmten Bildsprache bzw. an bestimmten Darstellungen zu lange festzuhalten. Das Risiko einer uninspirierten Langeweile, Sattheit oder Trägheit ist einfach zu hoch. Kati von Schwerin möchte sich stets neu erfinden können, keine Schublade bewohnen oder einen roten Faden spinnen müssen.
„Künstler, die sich einfach der Malerei und dem Gestus hingeben, klecksen, wischen, drei Striche sprühen und dann befriedigt ins Bett gehen, sind sehr zu beneiden. Doch was ist der Nährwert? Wo ist der intellektuelle Reiz, der etwas auslösen kann in einem Selbst? Wie soll man wachsen, und vorankommen? Und wie kann man sich Künstler nennen, wenn die einzige Aussage „Ohne Titel“ ist?“
ARTIST STATEMENT 2017 | DEUTSCH
Art is an idiot.
Beschreibung des Arbeitsansatzes, Künstlerstatement, „das Besondere“… Irgendwie ist es immer wieder schwierig diese Dinge in Worte zu fassen und immer wieder ärgere ich mich ein bisschen, dass ich nicht Kulturwissenschaftler oder Journalist geworden bin. Will man als Künstler sein nächstes Arbeitsvorhaben, oder sogar seine Besonderheit beschreiben, so sitzt man vor diesem weißen Blatt Papier genauso ehrfürchtig und etwas eingeschüchtert, wie vor der weißen Leinwand. Man sucht nach Worten, die das nun alles richtig wiedergeben, die ausdrücken, was man sich vorstellt, was da oben in der Ideenwelt gerade so vor sich geht, aber so richtig zufrieden ist man am Ende nie, es sind eben nur Worte.
Vielleicht könnte ich damit anfangen, dass meine Arbeit nicht selten von Rachegelüsten und Wutanfällen motiviert wird, und dass ich aufgrund dieser emotional-motivierten Arbeitsweise schon während meines Kunst-Studiums den all-beliebten „roten Faden“ einfach nicht mit ins Kunst-Labyrinth nahm, sondern lieber ganz ohne da hindurch wandere… Schon klar, dass ich dadurch verloren bin und aus dem Irrgarten nicht mehr hinausfinde… Aber alles andere wäre doch auch inkonsequent.
Ich male also, um nicht Autos oder Hausrat anderer Menschen zu zerstören, ich male also, und beschäftige mich einfach mit mir selbst, feiere meine Aufmüpfigkeit mit Nietzsche und Camus, und schüttele den Kopf über den Menschen und seine eigenartigen Normen.
Ich bin Pop-Artist oder ein „Pop-Bündel“, das ist meine Feindschaft gegen Definitionen, denn hier habe ich einen großen Swimmingpool, kann mich frei bewegen, mich in Technik und Thema ausprobieren, und der Gesellschaft subtil auf die Finger hauen, und wenn das auch nichts mehr hilft, werden die Leinwände einfach umgedreht, pure Verweigerung. Dann bezahlt der Konsument gespannt Eintritt an der Museumskasse und bekommt nur eine Signatur auf der Rückseite großer Kunst. Ist er doch selber schuld, er ist halt zu weit gegangen, als er den letzten Prosecco auf der Vernissage wegschlürfte, während er das Glas mit den Häppchen-Fettfingern schaukelte. Dieses „Nacktschauen“ muss aufhören! Was ist die Kunst denn noch? Clownerie? Kultureller Lapdance? Ich gehe hart ins Gericht mit der Künstler-Kunstwerk-Rezipienten-Beziehung, es ist ein Thema, das mich nicht loslässt.
Nicht ohne Grund stapeln sich die Selbstportraits, aber auch nicht aus Gründen der Eitelkeit, Selbstliebe oder gar aus Arroganz (so wie es mir noch kürzlich unterstellt wurde)… weit gefehlt! Hier geht es um Reflexion, Rollentausch, Ermahnen! Ist doch nur allzuschön, wenn der Rezipient mal zurück angestarrt wird!
ART IS AN IDIOT 2017 | DEUTSCH
„The greatest romance ever sold“
In the upcoming exhibition „The greatest romance ever sold“ Kati von Schwerin describes her ongoing love-hate relationship with art, and not a romantic connection between two people like in prince’ song from 1999. The art as a stressful necessity, you can’t live with or without, appears consistently and shows up in works like „The vicious circle“ (2016) or „Art my dear“(2015). Because of always being conflicted between the unmistakable structures of pop-art and an intellectually charged content, Kati von Schwerin characterizes her works as „schizophrenic“ and „verkopft“, what means there’s too much rumination. Maybe that’s the reason for the constantly recurring self-portraits, which seem to question artist and viewer and their doing. The always niggling question about the legitimacy of the artist as an important part of our society, his potential as a mover and his competence to communicate emotions are thematised in the portraits and in many other works of Kati von Schwerin.
The pitfalls of the artistic process, the doubts and the stagger in the cloak of freedom drives Kati von Schwerin into cynicism and defiantness („I’m just saying no one has ever seen me and Batman in a room together“/2015).
This year’s solo-exhibition obviously shows that the artist’s musical self is getting more and more part of the visual output. For this reason you’ll see audiocassettes, microphone stands and musical instruments as component of the exhibition.
PRESS RELEASE_THE GREATEST ROMANCE EVER SOLD 2017 | ENGLISH
‚Authentisch’… ‚echte Gefühle’… ‚mit Herz‘ … das ist doch alles banal und immer das selbe Geschwafel, das einem sowieso niemand mehr abkauft.
Wie schreibt man also einen Pressetext über eine Musikerin, Songwriterin, Künstlerin, studierte Philosophin?
Vielleicht könnte man damit anfangen, dass Kati von Schwerins Debütalbum „Remedy“ (2014) in erster Linie von Rachegelüsten und Wutanfällen motiviert wurde, wie sie selber sagt. Schwer vorzustellen, wie das zierliche 1meter63 Mädchen zur Gitarre greift, um nicht Autos oder Hausrat anderer Menschen zu zerstören, was das verlockendere Vorhaben gewesen wäre. Nunja, Kati von Schwerin (Jahrgang 1983) studierte Malerei und Installation an der renommierten Kunsthochschule in Düsseldorf. Dem Lehrer Markus Lüpertz zum Trotz bewegte sich Kati von Schwerin damals wie heute im Genre der Popart und des Realismus. Popart, ein gutes Stichwort, denn fragt man Von Schwerin nach ihrer Berufsbezeichnung, sträubt sie sich und legt die Stirn in Falten, bis sie schließlich erklärt: „Ich bin Pop-Artist oder ein Pop-Bündel“. Diese Feindschaft gegen Definitionen kommt nicht von ungefähr und ist scheinbar unüberwindbar, wenn mal als junger Mensch die eigene Kreativität nicht nur in der bildenden Kunst repräsentiert, sondern auch der Leidenschaft zur Musik erliegt. Zur kompletten Verwirrung musste zudem auch noch ein abgeschlossenes Philosophie-Studium mit in die Vita hineingequetscht werden. Bei diesem bunten Strauß kreativer Umtriebigkeit ist eine Abneigung gegen Schubladen aller Art eine verständliche Konsequenz des Von Schwerin’schen Lebens.
Auch in Bezug auf ihre Musik vermeidet Kati von Schwerin eine aufgeblasen mysteriöse Genreeinordnung; „Es ist Popmusik. Punkt. Zum Glück! Denn im Gegensatz zu der ganzen Hyperei irgendwelcher Indie-Spezifizierungen hat Popmusik das breiteste Planschbecken von allen. Ich kann machen was ich will, und die ganzen kleinen Eimer, in denen die Folkmusik, Rockmusik, Funkmusik dümpelt, schwimmen alle mit im großen Popteich.
Trotz des großen Schwimmbeckens ist ‚Remedy‘ ein stimmiges Album geworden, was mit allem auffährt, was das Hörer-Herz begehrt. Man entdeckt Einflüsse aus Country, Jazz, Funk, Rock und stolpert über Tango-Rythmen oder Gospel-Backings. Ebenso finden sich Text-Zitate von Musiker-Kollegen, wie Prince, Bon Iver und Jessie J., die als Inspriationsquell für nächtliche, rotweingetränkte Writingsessions dienten. Songs wie ‚No rules but mine‘ und ‚Carnival‘ sind kraftvolle Ohrwürmer für Menschen, die schnellen Schrittes durch eisige Großstädte laufen. ‚I need a remedy‘ könnte der traurigste Song der Welt sein, ein Resignieren in Melodien gepackt, nichts geht mehr. Man geht mit, ist Teil eines Tagebuches, bei dem man auf jeder Seite neue Kritzeleien entdeckt. Doch Kati von Schwerin ist kein Unmensch, und so verlässt sie den Hörer mit einem letzten Song (‚Please sing about us‘), der womöglich das eigentliche Gegenmittel ist, nämlich ein wunderschönes Liebeslied. Hier wird das gesamte Album nachbetrachtet („all my life, I wrote songs about feeling blue, and I was good at it, but here’s the opposite“) und scheinbar
Frieden geschlossen mit Rachegelüsten. Und dennoch bliebt die kraftvolle Stimme in jedem Moment präsent, hier findet sich kein hauchiges Piepsmäuschen, wie es die weibliche Musikwelt derzeit doch allzuoft bereitstellt. Endlich hört man wieder eine starke Stimme, eine starke Frau, mit starken Liedern!
— chs
PRESSETEXT „REMEDY“ 2016 | DEUTSCH
Authentic…true emotions….with soul….this all sounds banal and seems to be the same twaddle that nobody wants to hear anymore anyway.
How shall you then write a press release about a musician, songwriter, artist, academicphilosopher? You may perhaps begin with Kati von Schwerin ́s debut Album “Remedy”, which has mainly been motivated by desires for revenge and fits of rage, how she puts it. Hardly to believe, how this dainty girl of barely 1,63 meters grabs her guitar instead of destroying other peoples ́ cars or household effects, which would have been the more tempting project.
Well, Kati von Schwerin (born in 1983) has studied painting and installation at the famous academy of Arts in Duesseldorf, Germany. Obstinate to her Professor Markus Luepertz she has been moving until today in the genre of pop- art and realism. Pop-art is a good Key word: When asking K. von Schwerin to describe her Profession, she finally explains: “I am a pop-artist, or a pop-art bundle .”
This kind of enmity against definition seems to be invincible and pretty much grounded, especially when your own creativity is not only represented in pictorial arts, but also succumbs to the Passion of Music. To complete the confusion an academic course of studies in philosophy makes part of her vita.
Looking into her creative activities, Kati ́s aversion against being put in “drawers” of any kind has become an understandable consequence in her life.
In relation to her music Kati von Schwerin also avoids an arrangement to certain mysterious genres. “It ́s pop music. Full stop. Fortunately! Because opposite to the hype of some Indie specifications, pop music has the biggest swimming pool of all. I can do whatever I want and all the small buckets in which Folk, Rock and Funk music swim, are part of the huge Pop lake. In spite of this big pool, “Remedy” has turned out to be a well balanced album offering everything that the audience is looking for. You can discover influences of Country, Jazz, Funk, Rock and trip over Tango Rhythms or Gospel backings. Songs like “No rules but mine” and “Carnival” are powerful haunting songs for people that walk fast through big ice cold cities. “I need a remedy” could well be the saddest song in the world, resignation wrapped in
melodies, nothing more, the end. You will be part of a diary, where you discover new scribbles on every page.”
But Kati von Schwerin is not brute, and so she leaves the listener with the last song “Please sing about us”, which probably is the right antidote, a wonderful love song.
Here you find a retrospect on the entire album (all my life I wrote songs about feeling blue, and I was good at it, but here ́s the opposite) and apparently peace is made with all desires for revenge.
Even though, the powerful voice remains present at any moment, other than many wafer-thin female ones that today ́s music world frequently offers.
Finally, here you are :
A strong voice, a tough woman with tough songs, who is going to whirl up stages quite a bit.
WHAT IF I’M NOT AN ARTIST / AUSSTELLUNGSTEXT 2015 | DEUTSCH