Cloudy Mirrors_ Arbeitsvorhaben 2021/2022

„ART IS AN IDIOT“ sagt die Künstlerin Kati von Schwerin und geht mit der Kunst hart ins Gericht. „Kunst ist irrational, unverständlich, viel zu oft pures Kalkül, wunderschön oder der tiefste Abgrund.“ Doch Künstlerin sein, ist für Kati von Schwerin keine Entscheidung, keine Berufswahl, sondern vielmehr angeboren und auferlegt. Und die Mission ist klar: Kunst muss der Gesellschaft dienen, als Spiegel, als ständige Frage, als Mittel zum Austausch und zum Reflektieren. Kati von Schwerin will genau das: das HINTERFRAGEN beim Betrachter anregen. „“Wer bist Du? Wo bist Du und mit wem? Was machst Du und warum? Erkläre mir Sehnsucht in einem Satz! Träumst Du auch am Tag?“ Diese Fragen stelle ich, denn zu viele Menschen hasten durch den Tag, mechanisch, irgendwem oder irgendwas ergeben, ohne ihr eigenes Glück zu suchen, denn „Du kannst nicht alles haben!“. Doch kannst Du!“

Kati von Schwerin lebt in Berlin, ihrer einstigen großen Liebe und bemerkte nicht zuletzt auch durch ihre Kunst, dass diese Liebe langsam erlischt. Eine Thematik, die sie künstlerisch manifestiert und eben hinterfragt, warum Berlin das Gemüt beschwert. „Wie andere im falschen Körper fühle ich mich am falschen Ort. Wie wirkt sich meine Umgebung auf die Kunst aus? Berlin ist getrieben, rastlos – eine Stadt der Extreme: immer laut, nie leise, immer unterwegs zum nächsten Ding. Dazwischen ist alles vollgestopft mit Kunst und Kultur, ganz Beuys-Like ist hier jeder ein Künstler mit Projekt und Flyer. Immer nur Input, bis es aus allen Poren quillt. Berlin lässt selten locker, pumpt rein, was geht, bis man zu platzen droht. Fokus finden und halten, ist die daily challenge und wird zur Herausforderung für die eigene Arbeit. Vorm Atelier die Autobahn, dahinter ein Bahngleis. Überm Dach kreist der Hubschrauber und sucht Verbrecher. Im Keller wohnt ein Techno-Club und der Hausmeister klopft jeden Tag und bringt die Post. Tausend Zettel am Tag, denn man ist eingeladen zur Eröffnung der Hölle.“

„Man kann nicht alles haben“ und „Irgendwann mache ich das mal“ sind die Glaubenssätze, die Kati von Schwerin verbannen will. Und so verknüpft sie Sehnsucht mit Realität, denn man sollte sofort alles versuchen, um das Glück zu finden und zu erkennen, wenn man es da, wo man gerade ist nicht finden kann. Denn auch das ist und kann Kunst: Bei der Suche nach dem Glück hilfreich zur Seite stehen, Impulse geben, und an der Vernunft vorbei Herz und Seele streicheln.
Also liegt der Fokus von Kati von Schwerins Arbeit im Aufsprengen der gewohnten Muster. Das Bekannte wird zerteilt, bewertet und zu etwas Neuem zusammengefügt. Das Gängige, das was „sich immer bewährt hat“, wird in Frage gestellt und geprüft, denn viel zu oft bleibt man in Strukturen hängen, die blockieren, anstatt voranzubringen.

Kati von Schwerin studierte nebst Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf (Meisterschülerin von Markus Lüpertz), zudem Philosophie in Düsseldorf und Berlin und widmete sich dabei vorrangig anthropologischen und kulturellen Themen, indem sie die Legitimation des Künstlers innerhalb der Gesellschaft hinterfragte oder die Selbstreflexion unter die Lupe nahm. Der kritische Unterton, der sich als roter Faden durch von Schwerins Werk zieht, kommt also nicht von ungefähr und soll vor allem dafür sorgen, dass der Betrachter gefordert wird, darüber nachzudenken, wer man ist und wer man gerne sein will. Kati von Schwerin lebt und arbeitet in Berlin, und hat neben ihrer künstlerischen Tätigkeit zudem inzwischen zwei Musik-Alben veröffentlicht, betreibt den wöchentlich erscheinenden Podcast „Derby WG“ und schreibt als freie Autorin fürs Titanic Magazin. 2022 erscheint ihr erster Roman „Ja, wir hatten mal was.“