AUSSTELLUNG „CLOUDY MIRROR“ | GALERIE Z22 / BERLIN

Ausstellungsflyer cloudy mirror_kati von schwerin

„CLOUDY MIRROR“_Soloshow @ Galerie Z22 / Berlin Wilmersdorf
29. September 2022 – 08. Oktober 2022
Vernissage: 28. September 2022 / 19-22 Uhr
Galerie Z22 | Zähringerstr. 22 | 10707 Berlin

Die Ausstellung „Cloudy Mirror“ von Kati von Schwerin in der Galerie Z22 / Wilmersdorf will den Besucher*innen – wie schon im Titel angemerkt – einen Spiegel vorhalten und mit Hilfe der präsentierten Arbeiten dazu anregen, das individuelle Tun und Sein und den vorskizzierten Lebensentwurf zu überdenken. In Anlehnung an Albert Camus’ der Fall will von Schwerin die Betrachter*innen auffordern, zu überprüfen, ob die eigenen Träume und Ideale im gegenwärtigen Lebenskonzept noch Platz haben und Glückseligkeit noch das ernannte Ziel ist.

„“Du willst ein anständiges Leben? Wie jeder andere auch?“ Selbstverständlich sagt man ja. Wie denn auch nicht!“ (aus Camus „Der Fall“).

„Aus meiner Sicht ist es elementar wichtig, dass jeder/jede einzelne im Rahmen der eigenen Möglichkeiten, Glückseligkeit zum Ziel erklärt, das man sich freistrampeln sollte von den Dingen die Beschweren. Doch noch davor steht die Erkenntnis der eigenen Träume und Bedürfnisse, und der Mut zum Wandel. Und das ist keineswegs ein einfaches Unterfangen und bedarf vielleicht ein wenig Hilfestellung, denn das Hinterfragen ist in den Hintergrund geraten, das Dahinter ist irrelevant. Nur das war man sieht ist das Kapital, was man fühlt kann man nicht posten – leg die Luftmatratze in den Strom, passt schon.

Dabei passt ganz oft gar nichts, nicht mehr, denn der Wandel ist immer da, jeden Morgen und jeden Abend, in uns, um uns. Doch das ist anstrengend, das ewige reflektieren und beobachten. Mach doch einfach wie immer, das war doch immer ok.

Ja genau „ok“… Doch dann steckt man fest in Dingen, die fremd geworden sind, in nem Pulli, der nicht mehr passt, und gegen das einstige Leibgericht ist man inzwischen allergisch.

Dann brodelt es los, tief im Inneren, man wird grantig und weiß nicht wieso, und dann trommelt die Sehnsucht an die Nasenscheidewand, weil die Luft schwer und schmutzig ist. Und dann ist es oft am einfachsten aufzuhören mit dem reflektieren und stattdessen mit dem Finger auf jemand anderen zu zeigen. „Du bist schuld.“ Denn irgendjemand muss ja schuld haben, dass man nicht glücklich ist und die Träume nur Seifenblasen sind. Dabei ist niemand schuld. Doch man selbst muss sich wahrnehmen, um zu erkennen, ob man noch an dem Ort ist, an dem man sein will, mit DIESEN Menschen und DIESEM Job und DIESEM Lebensentwurf, den man sich irgendwann mal zusammenskizziert hat. Bleibt man hängen und hat nichts weiter als den „cloudy mirror“, in dem man nicht sehen kann, wer man eigentlich ist und welche Gabe und Aufgabe man hat, dann ist man weder für sich selbst, noch für seine Mitmenschen eine Freude.

Und auch wenn ich die Kunst oft ein bisschen verfluche, weil sie mir als Künstlerin mindestens so viel abverlangt, wie ihrem Betrachter/ihrer Betrachterin, und ich sie zuweilen als irrational, unverständlich und viel zu oft pures Kalkül beschimpfen mag, kann sie etwas leisten, was nur wenige können: der Gesellschaft als Spiegel dienen, als ständige Frage, als Mittel zum Austausch und zum Reflektieren. Sie kann behutsam schubsen, aufwecken und lieblich anschreien, sie ist wunderschön und der tiefste Abgrund, in den man blicken kann, um ins Zwiegespräch zu kommen.

Text/Foto: KVS